Nachtmarkt ist ein Lichtblick

2022-10-07 22:02:05 By : Ms. Katy Xu

Mehrere tausend Besucher nutzten beim „Marché de Nuit“ die Gelegenheit, bis Mitternacht einzukaufen. 67 Kreative präsentierten im Zoo Gesellschaftshaus ihre Ideen.

Es regnet und ist dunkel. Trotzdem wird die Schlange vor dem Eingang zum Zoo an diesem Abend kaum kürzer. Das Interesse der Besucher gilt aber ausnahmsweise nicht den Bewohnern des Tierparks, sondern dem vierten „Marché de Nuit“, einem Nachtmarkt im Zoo-Gesellschaftshaus.

„67 Kreative aus ganz Deutschland sind mit dabei“, erzählt Kirsten Obst vom Organisationsteam. Ein DJ legt Musik auf, die das Ereignis untermalt. Viel ist hiervon jedoch nicht zu hören, denn das Interesse ist so groß, dass sich bereits kurz nach der Eröffnung um 18 Uhr zahlreichen Besucher in den Gängen zwischen den Ständen tummeln. „Bei den ersten beiden Malen kamen um die 4000 Besucher, beim dritten Markt 3300“, sagt Obst. Mit ebenso vielen rechnet er bei der vierten Auflage.

Die Musik wird von den vielen Gesprächen fast übertönt. Nur langsam kann man sich fortbewegen, muss sich seinen Weg bahnen. Doch das stört hier niemanden. Die Aussteller haben viel zu tun, kommen mit Besuchern ins Gespräch. Schließlich werden hier Dinge angeboten, die man nicht überall findet und die selbst designt und handgemacht sind. Licht-Objekte, Kleidung, Kunst, Schmuck, aber auch Chutneys, Fruchtaufstriche, Gelee oder Schokolade sind dabei.

Georg Emrich (36) ist zum ersten Mal als Aussteller dabei. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Nina Mönich (33) präsentiert er verschiedene Tisch- und Stehlampen. Das Design besticht durch einen klaren Aufbau: Emrich fügt unter anderem Holz- oder Multiplex-Elementen zusammen, verbindet diese mit Messingschrauben. Der Lampenfuß gibt die Stabilität, der Lampenarm ist bei vielen Modellen hingegen beweglich. Abgerundet wird der Entwurf durch eine große und schlichte Glühbirne – etwa durch eine sogenannte Filament-Birne, bei der, schaltet man die Lampe ein, gleich mehrere Wolframfäden im Inneren glühen. Sie erzeugt ein warmes, angenehmes Licht.

Emrich ist Quereinsteiger, ein Autodidakt, wie er selbst sagt. Es ist seine Leidenschaft und das spiegelt sich in seinen Lichtobjekten am Stand wider. „Es ist verrückt, was aus ganz einfachen Mitteln entstehen kann“, sagt er. „Dinge werden durch kleine Details erst zum Leben erweckt.“

Seine Entwürfe stellt er unter anderem in seinem Laden in Hartmannsweilerstraße 69 in Griesheim aus. Das Geschäft, das er vor kurzem von seinem Onkel übernommen hat, ist seit über 100 Jahren in der Familie, wurde 1906 eröffnet. „Jetzt ist es aber kein Schreib- und Spielwarengeschäft mehr“, erklärt Mönich. Vielmehr präsentieren die beiden dort Möbel und andere Wohn-Accessoires.

Ausgefallen sind auch die Brillengestelle, die am Stand von „Soneart Longboardshop“ gezeigt werden. Jedes Gestell ist ein Unikat und wird aus nicht mehr nutzbaren Skateboards herausgefräst. Der Fachmann hierfür ist Markus Schreiber (30). Er ist Optiker und designt die Brillen. Statt auf dem Müll zu landen, entsteht aus dem Material der kaputten Skateboards etwas Neues, das nicht nur Jugendlichen, sondern auch Erwachsene als modisches Accessoire dient.

Auf dem Nachtmarkt jedenfalls möchten Besucher die verschiedenen Modelle selbst mal anprobieren. Schreiber zeigt sie in der Variante als Sonnenbrille, er selbst trägt ein Modell mit regulären Stärkengläsern. Auch das ist möglich. „Der Preis allein für das Gestell liegt bei 200 Euro, hinzu kommen die Gläser“, erklärt Schreiber.

Das Brillen-Projekt unterstützt zudem junge Skater. „Wenn man richtig skatet und Tricks ausprobiert, dann braucht man im Prinzip sehr oft ein neues Board. Das können sich aber nur die wenigsten leisten“, sagt Ivo Houben (29), Inhaber des Ladens in der Berger Straße 418. „Wir stellen jungen Skatern kostenlos ein Board zur Verfügung. Sie müssen aber gut sein, damit die Boards, die dann für die Brillen Verwendung finden, so abgenutzt werden, wie wir es möchten.“

Initiator des Nachtmarktes ist das Journal Frankfurt, das hierfür mit dem Jugendsender YouFM des Hessischen Rundfunks kooperiert. Der Termin für den nächsten „Marché de Nuit“ im Zoo-Gesellschaftshaus steht auch bereits fest, nämlich anlässlich der „Nacht der Museen“ am 23. April.