report München:: EU-weiter Handel mit gefälschten digitalen Impfnachweisen nimmt zu | Pressemitteilungen | Presse | BR.de

2021-12-29 06:46:19 By : Mr. Luna Long

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Nach Recherchen des ARD-Politmagazins report München werden in in- und ausländischen Internet-Foren gefälschte Covid-Codes zum Erhalt eines QR-Codes für Impfnachweise schwunghaft gehandelt. Diese Fälschungen werden weder von deutschen Prüf-Apps wie der CovPass Check-App oder der Corona-Warn-App noch von Apps aus dem EU-Ausland zuverlässig als Fälschung erkannt. Selbst wenn Behörden die zu Unrecht erstellten QR-Codes entdecken, erfolgt eine Sperrung über schwarze Listen schleppend, denn EU-weit findet ein Abgleich dieser Länder-Blacklists kaum statt.  

Zur Verwendung frei bei vollständiger Quellenangabe: ARD-Politmagazin report München.

Nach den report-München-Recherchen verschaffen sich Betrüger über Komplizen in Apotheken einen Zugang zu den Systemen und stellen QR-Codes auf Bestellung aus. Diese erscheinen mit der Apothekenkennung im Zertifikat als echt und lassen sich meist problemlos in die deutsche Corona-Warn-App sowie die CovPass Check-App einlesen. Bei einer Kontrolle mittels der dafür vorgesehenen CovPass Check-App gelten sie dennoch als "valide“. Das ARD-Politikmagazin report München hat verschiedene digitale Phantasie-QR-Codes sowie betrügerisch erstellte Codes getestet, darunter auch einen aus einer Münchner Apotheke, die vergangenen Oktober von der bayerischen Polizei durchsucht wurde. Diese und weitere Apotheken-Kennungen aus Bayern und Hessen konnten die Reporter auch in einem Online-Forum, in dem digitale Impfnachweise zum Kauf angeboten werden, feststellen. Allein in der Münchner Apotheke waren knapp tausend gefälschte Impfnachweise festgestellt worden.

Im Interview mit dem ARD Politikmagazin report München beklagt EU-Parlaments-Vizepräsidentin Nicola Beer: "Ein Blick auf die Zahlen in manchen deutschen Regionen zeigt, wir bewegen uns da in Sachen Fälschung im mittleren dreistelligen Bereich – da müssen alle Alarmlichter leuchten: die Lage ist europaweit derart zugespitzt, wir können uns schlicht nicht erlauben, dass sich einige den Impfnachweis mit drei Klicks im Internet erschleichen und erkaufen.“ 

Bestellung digitaler Impfnachweise aus dem Ausland

Reportern von report München gelang es, mit den Anbietern gefälschter digitaler Impfnachweise in einem Online-Forum in Kontakt zu treten. Dort empfahl ein Anbieter den Journalisten, auf digitale Impfnachweise aus dem EU-Ausland auszuweichen, die seien zwar teuer, aber sicherer. In einer Stichprobe im Rahmen der Recherche erkannten weder die Corona-Warn-App noch die CovPassCheck-App die ausländischen Fälschungen.

Da die Speicherung der Daten wie auch der erstellten PDF-Dokumente, so die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, nicht vorgesehen und mangels Rechtsgrundlage auch nicht zulässig ist, können die Besteller bereits betrügerisch ausgestellter Zertifikate nicht mehr ausfindig gemacht werden.

Nicola Beer fordert für die EU-Kommission ein zentrales Sperr-Register: "So könnten Mitgliedsstaaten jeweils auf national gelistete Fälschungen reagieren und im eigenen Land auch aus dem Verkehr ziehen. Damit würden wir europaweit nötige Schrauben anziehen in der Sicherheitsstruktur." 

Das Bundesgesundheitsministerium räumt ein, dass es bisher noch keine Lösung zum Problem grenzüberschreitenden Einsatzes digitaler Impfnachweise gibt: "Eine europäisch interoperable Lösung zur Sperrung einzelner Impfzertifikate wird aktuell erstellt", so ein Sprecher des Ministeriums. Bis wann, ist nicht bekannt.

Zur Verwendung frei bei vollständiger Quellenangabe: ARD-Politmagazin report München.

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