Heizen mit Teelichtofen: Wird damit ein Raum wärmer?

2022-10-14 22:56:35 By : Mr. Tiger Lee

Ein Teelichtofen kann gemütlich sein – aber wärmt er auch einen Raum?

Heizen ist teuer geworden – kann ein sogenannter Teelichtofen eine Alternative sein? Ein Selbsttest geht dem auf den Grund.

Es wird kühler in Deutschland. Zugleich trudeln die erhöhten Preise der Energieversorger bei den Verbrauchern ein. Wer nun die Heizung nicht oder nur wenig aufdrehen möchte, sucht nach Alternativen. Eine könnte ausgerechnet ein umgedrehter Blumentopf inklusive Teelichtern sein. Das Konstrukt heißt Teelichtofen oder Teelichtheizung. Es gibt sie in der Do-it-yourself-Variante sowie als Bauteil-Set oder auch von Anbietern fertig zu kaufen. Eine Schnellrecherche bei Amazon zeigt: Etwa 47 Euro müssen Interessierte für ein Produkt hinblättern, dass ein Anbieter mit Stichworten wie „Tischofen, Tischkamin, alternative Tischheizung“ anpreist.

Will man den Teelichtofen selbst bauen, rät das Obi-Kundenmagazin („So geht das“) zu diesem Vorgehen: Man benötigt einen Blumentopfuntersetzer aus Ton, in den Heimwerker mittig ein Loch bohren. Letzteres ist für eine etwa zehn Zentimeter lange Gewindestange, die mit Unterlegscheiben und Muttern senkrecht befestigt wird. Nun braucht man zwei Tontöpfe: einen kleinen sowie einen etwas größeren. Umgedreht kommen beide mithilfe von Abstandhaltern auf die Gewindestange – wichtig ist, dass Platz zwischen ihnen bleibt. Zuletzt kommen handelsübliche Teelichter auf den Untersetzer.

Im Prinzip funktioniert die Teelichtheizung dann ganz einfach: Zündet man die Teelichter an, zirkuliert warme Luft zwischen den Blumentöpfen – und erhitzt sie. Der Ton speichert die Wärme und gibt sie ab. Gemütlich kann man das allemal finden. Hände wärmen: geht sicher auch. Aber heizt so ein Teelichtofen auch einen Raum? Schon vor mehreren Jahren hat die WirtschaftsWoche dafür einen Selbsttest gestartet – einmal mit einem Bausatz, einmal mit einem Fertigprodukt. Die wichtigsten Antworten und Erfahrungen zum Heizen mit dem Teelichtofen im Selbstversuch.

Nein. Denn eine physikalische Regel namens „Energieerhaltungssatz“ besagt, dass sich die Energiemenge in einem abgeschlossenen System mit der Zeit nicht ändert. Bedeutet im Klartext: Teelichter geben immer die gleiche Energiemenge ab, egal ob ein Tontopf drüber gestülpt wird oder nicht. Es sollte also egal sein, ob vier Kerzen frei im Zimmer stehen oder sich in einem Teelichtofen verbergen – die mögliche Heizleistung ist immer die gleiche. Ein übliches Teelicht hat lediglich eine Heizleistung von 30 bis 40 Watt.

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Das ist einleuchtend und wird kaum angezweifelt. Jedoch führen Verfechter der kleinen Teelichtöfen an, dass es weniger um die reine Heizkraft, als um die empfundene Wärme gehe, wenn man vor den Öfen sitze. Und die sei bei Tonschalen, die von Teelichtern erhitzt werden, bedeutend höher, als wenn man sich direkt an der Kerze wärmen wolle.

Um einen Beitrag zur leidenschaftlichen Diskussion der Vor- und Nachteile von Teelichtöfen zu leisten, hat WiWo-Green-Autor Felix Ehrenfried im Mai 2014 zwei Varianten bestellt und den Selbsttest gemacht: Wie stark heizen die Öfen wirklich, und wie fühlt sich das Raumklima an?

Der Versuchsaufbau ist also denkbar simpel, der Test kaum präzise, die Bedingungen schwierig: ein Altbauzimmer, hohe Decken, rund 15 Quadratmeter mit zugigen Fenstern. Das Ziel: Es bei milden Temperaturen innerhalb von 45 Minuten aufzuwärmen. Erklärte doch ein Erfinder eines solchen Produkts, dass sein Ofen die Raumtemperatur innerhalb einer halben Stunde um mindestens zwei Grad heben kann.

Eine derartige Heizleistung konnte der Teelichtofen, zumindest in diesem Praxistest, nicht erbringen. Innerhalb von 45 Minuten erwärmt sich die Luft von 19,3 Grad Celsius auf 19,8 Grad Celsius – ein Unterschied von lediglich einem halben Grad und weit entfernt von den versprochenen zwei Grad Temperaturerhöhung innerhalb einer halben Stunde.

Nächster Tag, gleicher Test mit dem Do-It-Yourself-Bausatz. Das Ergebnis ist beeindruckend: Es dauert keine zwei Minuten, bis das Thermometer zu steigen beginnt. Nach 45 Minuten hat der kleine Ofen mit lediglich zwei Kerzen den Raum von 19,7 Grad Celsius auf 21,8 Grad Celsius geheizt. Das sind sogar mehr als die versprochenen zwei Grad Temperaturunterschied.

Dieser große Unterschied mag zwar zu Teilen daran liegen, dass das Thermometer nahe am Ofen steht und die Kerzen des DIY-Bausatzes im Gegensatz zum Fertig-Terrakottaofen nicht vollständig von einer Tonhaube bedeckt sind. Das führt zu einer schnelleren Erwärmung der unmittelbaren Umgebungsluft.

Andererseits heizt der Bausatz mit lediglich zwei Kerzen, die Fertigvariante hingegen mit vier. Dass also die kuppelförmige Konstruktion des Herstellerprodukts für eine bessere Heizausbeute sorgt als die Variante Eigenbau, ist mehr als fraglich.

Doch trotz der Unterschiede in Sachen „Heizvermögen“ sollte Benutzern beider Varianten klar sein, dass sie mit einem kleinen Kerzenofen keine Wohnung im Winter heizen können. Vielmehr geht es um die „empfundene“ Wärme, eine Art Gemütlichkeitseffekt.

Hier können beide Öfen überzeugen. Insbesondere in kleineren Räumen erzeugt der erhitzte Ton eine angenehme Wärme, ähnlich eines winzigen Lagerfeuers auf dem Tisch. Der Effekt verflüchtigt sich jedoch, sobald man nicht mehr in unmittelbarer Nähe des Ofens sitzt. Ähnliches passiert, will man sie als kleine Wärmequelle für kühle Abende auf dem Balkon nutzen – die Wärmeleistung reicht nicht aus, um einen wirklich spürbaren Effekt zu haben.

So sollte jedem klar sein, dass er mit einem Teelichtofen keinen Heizungsersatz kauft. Auch ist das massenweise Abbrennen von Kerzen zum Heizen aus umwelttechnischer Sicht unsinnig. Außerdem sollen Kerzen aus Sicherheitsgründen nicht zu nah beieinander stehen. Gerade Teelichter können gefährlich sein, warnen Experten.

Jedoch kann ein kleiner Kerzenofen gerade an kühleren Abenden genug Wärme abstrahlen, sodass der Effekt als angenehm empfunden wird. Das gilt allerdings nur in der unmittelbaren Umgebung, von einem Teelichtofen am anderen Ende des Raumes wird man wenig mitbekommen.

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