Interview: Einigung über M12-Push-Pull-Steckverbinder? - Anschlusstechnik - Elektroniknet

2021-11-22 01:33:51 By : Ms. NANA WU

Acht Steckverbinderhersteller unterstützen gemeinsam einen neuen Standard für die Push-Pull-Verriegelung von M12-Steckverbindern. Die endgültige Norm IEC 61076-2-010 wird für Ende des Jahres erwartet. Im Interview erläutern Dirk Peter Post*, Harting, und Jürgen Sahm**, Phoenix Contact die Details.

Markt & Technik: Das Thema Schnellverschlusssysteme auf dem Steckverbindermarkt scheint aktueller denn je. Was gibt es Neues beim M12 Rundsteckverbinder?

Jürgen Sahm, Phoenix Contact: Dieses Thema wird seit Jahren am Markt diskutiert. Verschiedene proprietäre Lösungen haben zu punktuellen Erfolgen geführt; der wunsch nach einem einheitlichen, standardisierten system hat sich nie gelegt und ist heute aktueller denn je.

Ziel des Konsortiums aus acht bedeutenden Herstellern von Rundsteckverbindern – genauer gesagt Harting, Molex, Murrelektronik, Binder, Conec, Escha, Weidmüller und Phoenix Contact – ist es nun, M12-Steckverbinder mit Push-Pull-Schnellverriegelung herstellerübergreifend anzubieten. Dies ist aus unserer Sicht für viele Industriezweige von großer Bedeutung.

Im Vergleich zum herkömmlichen M12-Steckverbinder mit Schraubverriegelung lässt sich ein M12-Push-Pull-Steckverbinder natürlich schneller anschließen. Ist die Zeitersparnis wirklich so entscheidend?

Dirk Peter Post: Immerhin reden wir von einer Zeitersparnis von rund 80 Prozent beim Anschluss der Automatisierungskomponenten, weil das Verschrauben entfällt. Auf das Jahr hochgerechnet lassen sich in der Montage enorme Einsparpotenziale realisieren. Dank der verbesserten Handhabung lassen sich auch Geräteports kompakter anordnen, was dem Wunsch nach Miniaturisierung und kostengünstiger Verkabelung entspricht.

Neben der Zeitersparnis entfällt die Überprüfung des korrekten Anzugsdrehmoments des Schlosses mit einem Drehmomentschlüssel. Stattdessen erhält der Benutzer eine akustische Rückmeldung, die darauf hinweist, dass das Schloss korrekt verriegelt wurde.

Sie unterstützen das Push-Pull-Steckverbinderdesign gemäß dem Normungsvorschlag IEC 61076-2-010.

Jürgen Sahm: Ja, die IEC 61076-2-010 beschreibt sowohl die interne als auch die externe Verriegelung mittels Push-Pull. Es enthält somit alle Varianten, die für eine durchgängige Systemlösung im Bereich der Automatisierungstechnik eingesetzt werden. Somit kann die IEC 61076-2-010 als Erweiterung des bewährten M12-Standards mit Schraubensicherung gesehen werden, wie er in der Basisnorm IEC 61076-2-101 beschrieben ist. Der Vorteil ist, dass die einzige Änderung zum etablierten M12 darin besteht, dass das M12-Gewinde durch eine Aussparung ergänzt wird und gleichzeitig die bewährten Eigenschaften des M12-Vollgewindes erhalten bleiben. Dadurch lassen sich die Geräte universell mit einem sogenannten M12-Duo-Port ausstatten und können künftig entweder mit Push-Pull oder mit den am Markt weit verbreiteten M12-Schraubsteckverbindern angeschlossen werden, sodass beide Anschlüsse möglich sind. Auch Kabelverlängerungen mit fliegenden Push-Pull-Kupplungen sind mit marktüblichen Standardkomponenten realisierbar.

Zum Thema M12 Push-Pull gibt es noch ein weiteres Konzept: Vor kurzem hat die IEC 61076-2-012 den von Yamaichi Electronics eingereichten M12-Push-Pull-Steckverbinder mit innerem Push-Pull als weltweiten Standard bestätigt. Gibt es hier einen Unterschied oder eine Wettbewerbssituation?

Jürgen Sahm: Obwohl beide Standards dem gleichen Zweck der Schnellverriegelung dienen, sind sie doch sehr unterschiedlich. Während die von uns unterstützte IEC 61076-2-010 auf dem Vollthread aus der Originalnorm IEC 61076-2-101 basiert, wurde der Thread bei der IEC 61076-2-012 durch drei Segmente unterbrochen. Die Gewindeunterbrechungen sind notwendig, damit die drei Rasthaken des Kabelsteckers durch das Gewinde in die Raststellung gelangen können.

Was zeichnet das von Ihnen favorisierte Push-Pull-Steckverbinderdesign aus?

Jürgen Sahm: Bei unserer Lösung auf Basis der IEC 61076-2-010 ist diese Gewindeunterbrechung nicht notwendig, da die Sicherungskontur am Anfang des M12-Gewindes platziert wurde und beim Gewindeschneiden im Standardprozess einfach als Aussparung umgesetzt werden kann. Das macht das Design-In für den Gerätehersteller besonders einfach.

Dirk Peter Post: Da die Hersteller nicht nur normativ, sondern auch in der Praxis eine sichere herstellerübergreifende Austauschbarkeit des Push-Pull-Systems vorgeschrieben haben, kann der Anwender aus einem breiten, technisch ausgereiften Produktportfolio mit allen Vorteilen der Multi-Sourcing-Service.

Können Sie beschreiben, wie der Push-Pull-Steckverbinder nach IEC 61076-2-010 im Detail aufgebaut ist?

Jürgen Sahm: Wie beim bewährten M12-Standard sind die Gerätesteckverbinder rotationssymmetrisch ausgeführt, so dass die Push-Pull-Mechanik des Geräteports nicht auf die Kodierung des M12-Kontaktträgers ausgerichtet werden muss. Dies gibt dem Gerätehersteller eine hohe Freiheit, die Kabelabgänge der Ports einfach und vor allem wirtschaftlich zu gestalten. Auch hinsichtlich der Design-In-Anforderungen sind der M12-Basisstandard -101 und der Push-Pull-Standard -010 konsistent; sie arbeiten sozusagen im Gleichschritt. Dies geht so weit, dass ein herkömmlicher M12-Port mit Standardgewinde gegen einen kompatiblen Duo-Port mit Push-Pull getauscht werden kann – ohne bauliche Veränderungen im Gerätedesign – und sogar nachträglich bei bestehenden Gerätekonzepten. Darüber hinaus ergeben sich weitere Vorteile, beispielsweise dass die Push-Pull-Verriegelungselemente aus Kunststoff oder Metall bestehen können. Dadurch lassen sich kostengünstige Push-Pull-Steckverbinder aus Kunststoff herstellen, die in erweiterten Anwendungsbereichen wie der Agrar- oder Chemieindustrie eingesetzt werden können.  

* Dirk Peter Post ist Head of Global Product Management Circular Interface Connectors bei Harting Electronics

** Jürgen Sahm ist Senior Specialist Product Marketing Rundsteckverbinder, Phoenix Contact

HARTING AG & Co. KG, HARTING Deutschland GmbH & Co. KG, Phoenix Contact GmbH & Co. KG

Elektromechanik und passive Komponenten

N&H Technology GmbH

MES Electronic Connect GmbH & Co. KG

ERNI Electronics GmbH & Co. KG

Erste IEC-Norm für M12 Push-Pull mit interner Verriegelung von Yamaichi Electronics: IEC 61076-2-012

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