Experte erklärt: Deswegen solltest du keinen Billig-Wein unter 5 Euro kaufen - wmn

2022-07-29 20:58:19 By : Mr. Robin Chen

Das neue Lifestyle-Magazin für junge Frauen

Die Weinauswahl in Supermärkten ist riesig und manchmal auch überfordern. Hier erfährst du worauf du beim Wein kaufen achten kannst und was das mit dem Preis zu tun hat.

Wie viel kostet dein Lieblingswein? Der Wein, der bei mir am häufigsten im Kühlschrank landet, kostet stolze 2,99 Euro und ich freue mich auch noch über meinen Schnapper. Doch was ich beim Wein kaufen nicht bedenke ist, was ich für dieses Geld eigentlich bekomme. Hier erfährst du, was sich für dieses Geld produzieren lässt und wie das überhaupt möglich ist.

Die Website Wine.net berichtete verlassen sich die meisten von uns bei ihrer Weinauswahl nur auf das Etikett. Es wurden dabei 2.000 Weintrinker:innen zu ihren Kauf- und Trinkgewohnheiten befragt. Teilnehmer:innen sollten zwischen drei verschiedenen Flaschen Weiß- bzw. Rotwein wählen. Außer einem Bild jeder Flasche hatten sie keine weiteren Informationen.

Die Befragten wurden nach den Faktoren gefragt, die für sie bei der Auswahl eines Weines am wichtigsten waren: War es das Etikett, die Form der Flasche oder wie teuer der Wein aussah? Ging es darum, ob man den Wein schon kannte, also die Sorte oder das Anbaugebiet? In 82 Prozent der Fälle gaben die Teilnehmer:innen an, dass sie bei ihrer Entscheidung nach dem Etikett gingen.

Extrem billig eingekauft kosten Flasche, Abfüllung, Verschluss, Etikett, Karton, Transport ungefähr 1 Euro. Bei einem Wein, der 2,73 € bleiben durchschnittlich zwischen 1,30 und 1,73 übrig. Das muss von diesem Preis alles abgedeckt werden:

Dabei bleibt es natürlich nicht. Denn jedes Glied in der Kette will schließlich Gewinn machen – Winzer:innen wie auch der Handel selbst. Doch wie soll das funktionieren?

Wer mit diesem restlichen Geld Wein herstellen will, der kann das nur mit

Um verstehen zu können, wie funktionieren kann, lohnt sich ein Blick auf den deutschen Weinmarkt. Der nämlich hat mit der romantischen Vorstellung von kleinen Weingütern, die ihre Trauben von Hand ernten, ihre Spezialitäten anschließend in Holzfässern reifen lassen und den Wein am Ende ab Hof verkaufen, allenfalls noch am Rande etwas zu tun.

Dominiert wird das Geschäft von großen Kellereien mit teils dreistelligen Millionenumsätzen. Diese Weinfabriken decken die riesige Nachfrage von Supermärkten und Discountern, die hierzulande inzwischen drei von vier Weinflaschen verkaufen. Wie das Handelsblatt berichtete, ist ihr größter Kunde – und damit der wichtigste Weinlieferant der Deutschen – schon seit vielen Jahren der Discounter Aldi.

Gut 160 Betriebe zählt der Bundesverband der Deutschen Weinkellereien. Die meisten davon stehen in Rheinland-Pfalz, allein sieben der zehn größten Kellereien haben dort ihren Sitz.

Schätzungen des deutschen Weininstituts zufolge verarbeiten die Weinfabriken gut die Hälfte des verfügbaren Weins aus deutschem Anbau und darüber hinaus etliche Millionen Liter aus dem Ausland. Es sind riesige Mengen im Umlauf. Nach Berechnungen aus dem Jahr 2021 wurden weltweit rund 260 Millionen Hektoliter Wein erzeugt. Die wichtigsten Erzeugerländer stellen dabei Frankreich, Italien und Spanien dar.

Möglich macht das die Massenfertigung. In gigantischen Stahltanks wird der Wein vergoren und vermischt – je nachdem, was vom Erzeuger geliefert wird. Denn Kellereien kaufen Trauben, Most und fertigen Fasswein.

Es gibt Betriebe mit 100 Hektar Weinberg, die sich allein aufs Zuliefergeschäft konzentriert haben. Tankzüge mit bis zu 25.000 Litern Fassungsvermögen bringen das Grundmaterial aus allen Teilen der Welt zum Abfüller, sei es vom Winzer um die Ecke oder auch aus Chile, Südafrika und Italien.

Trauben und Most werden dann von den Kellermeistern vergoren, teilweise dauert das nicht einmal einen Monat. Der fertige Fasswein wiederum wird in einem ganz bestimmten Verhältnis vermischt. Auf der Flasche steht dann nicht eine bestimmte Lage, sondern ganz allgemein Müller-Thurgau, Pfälzer Landwein und Dornfelder.

Wer beim Weineinkauf im Discounter auf Schnäppchen hofft, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit enttäuscht. In einer Stichprobe des Magazins „Wein Gourmet“ haben gerade mal 3 von 104 getesteten Billigweinen gleichermaßen im Preis und zumindest einigermaßen auch im Geschmack überzeugen können: der 2003er „Villa Paolo“ von Penny, der 2003er „Kaiserstühler Weißer Burgunder“ von Aldi Süd und der „Cimarosa Reserva Privada“ von Lidl, ebenfalls aus dem Jahr 2003.

Der Grund für die schlechte Qualität der Billigweine aus Discountmärkten ist leicht auszumachen. Was zählt ist Masse, nicht Klasse, denn von den umsatzstärksten Weinen werden mehr als eine Million Flaschen benötigt.

Wein-Broker kaufen deshalb im Auftrag der Discountketten die nötige Weinmenge von überall her zusammen. Die unterschiedlichen Sorten werden dann in besagter Lohnkellerei gemixt und so nachbehandelt, dass über einen längeren Zeitraum hinweg Abfüllungen mit ähnlichem Geschmack möglich werden.

Kann ich für 5 Euro einen Wein kriegen, der OK ist und mir keine Kopfschmerzen bereitet? „Warum würdest du das tun wollen?“, antwortet der Sommelier aus Berlin, Billy Wagner.

Bei Handys will jeder das Beste haben. Aber Wein kommt in deinen Körper! Wieso schüttest du da was rein, was nur ‚OK‘ ist?

Um guten Wein zu trinken, muss man trotzdem nicht reich sein, erklärt er. Man kann sich an eine einfache Regel halten: Einfach Wein ab zehn Euro kaufen, und nicht im Supermarkt, sondern immer im Weinladen. „Da arbeitet jemand, der will dir guten Wein verkaufen“, erklärt er. „Und du wirst merken: Je mehr besseren Wein du trinkst, desto schwieriger wird es, so eine Plörre in dich reinzuschütten.“